Wohngruppe Niederweiler

Die erlebnispädagogische Wohngruppe Niederweiler ist ein vollstationäres Jugendhilfeangebot im Bereich der Hilfen zur Erziehung. Sie bietet 9 Plätze für Mädchen und Jungen ab dem Alter von 6 Jahren und einen Inobhutnahme Platz. Die Wohngruppe übernimmt ganzjährig über Tag und Nacht alle versorgenden Zuständigkeiten für die zu betreuenden Kinder und Jugendlichen.

Die Besonderheit der Wohngruppe Niederweiler liegt in der ganzheitlich integrativ wirkenden „tiergestützten Pädagogik“. Im Lebensalltag der Wohngruppe ist das Zusammenspiel mit Hunden, Katzen, Pferden und auch den Bienenvölkern allgegenwärtig. Unsere Wohngruppe zeichnet sich durch die Nähe zur Natur und die Erlebnispädagogik aus. Wir ermöglichen den Kindern ein naturnahes Lernen durch Aktivitäten, wie das Mitversorgen der Tiere, die eigene Honigherstellung, das Anbauen von eigenem Gemüse und das Sammeln von Heilkräutern. Aktivitäten und Erlebnisse stehen bei uns stets unter dem Motto:
„Ein Gramm Erfahrung ist besser als eine Tonne Theorie.“
John Dewey

Die Interaktion mit den Tieren in der Natur dient dem Wohlbefinden und dem Erlernen sozialer Werte. Verdrängte Bedürfnisse, wie Nähe und selbstverständliche Akzeptanz können bedient und reaktiviert werden. Dadurch haben die Kinder die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und diese auf die Interaktion mit Menschen zu übertragen.
„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!“
Pippi Langstrumpf

Die Wohngruppe Niederweiler beherbergt seit ihrem Bestehen Katzen. Sie sind sehr sensible Tiere und haben ein gutes Einfühlungsvermögen für die Kinder und Jugendlichen. So spüren sie zum Beispiel Traurigkeit oder Kummer und schenken in solchen Situationen mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung. In regelmäßigen Abständen bringen vier unserer Mitarbeiter*innen ihre Hunde mit geeigneten Charaktereigenschaften mit, welche von Natur aus ein sensibles Gespür für die Stimmungen der Kinder und Jugendlichen aufweisen. Sie sorgen allein durch ihre Anwesenheit für Freude und Ausgeglichenheit. Zudem fällt es den Bewohner*innen leichter, ihre Emotionen und Impulse im Alltag zu kontrollieren.

Während Hunde und Katzen die Fähigkeit der Akzeptanz eines Menschen von Natur aus mitbringen, verlangen unsere beiden Pferde jedoch das genaue Gegenteil. In kleinen Schritten erlernen unsere Kinder und Jugendlichen hier, was es bedeutet, sich auf ein scheues Wesen einzulassen, ohne dessen Gefühle und Stimmung aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Arbeit mit unseren Pferden legt so den Grundstein für die Übertragungsarbeit sowie respektvolle und bedachtsame Verhaltensweisen auch im Umgang mit anderen Menschen erlernen zu können. Ein oft verwendetes Zitat bei unserer Arbeit mit unseren Pferden ist:
„Ein Pferd ist der Spiegel deiner Seele, manchmal wird dir nicht gefallen was du siehst, manchmal aber doch!“
Buck Brannaman

Ebenso wichtig betrachten wir den Lerneffekt, was die Verantwortlichkeit für ein anderes Lebewesen bedeuten kann! Ferner erleben verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche in der Nähe von und in der Arbeit mit dem Pferd ein neues Gespür ihrer eigenen Körperlichkeit und lernen dadurch Methoden kennen, ihre innere Spannung gezielt ablegen zu können.

Das Fundament, welches das Leben trägt ist: Kind sein zu dürfen. Kinder und Jugendliche müssen lernen können ihren eigenen Instinkten und Gefühlen zu folgen. Einige Kinder und Jugendliche lebten in einer destruktiven Parentifizierung vor Beginn der Hilfemaßnahme. Unser Ziel ist es, mit Unterstützung der Natur und dem engen Arbeiten mit den Tieren, Kinder und Jugendliche dort abzuholen, wo sie stehen und ein kindgerechtes Leben zu ermöglichen. Sie dürfen im hier und jetzt leben und Erfahrungen sammeln, ihre eigene Identität suchen und finden. Sie müssen nicht perfekt sein und dürfen scheitern. Unser Alltag bezieht sich auf folgenden Leitsatz:
„Und am Ende des Tages sollen deine Füße dreckig, deine Haare zerzaust und deine Augen leuchtend sein.“
Unbekannt

Wir arbeiten nach dem Bezugserziehersystem und bauen dabei auf eine stabile, emotionale Bindung, die bei der Umsetzung der festgelegten Ziele den nötigen Grundstein legt. Wir unterstützen und fördern die Kinder in ihrer Selbstfindung und erstreben eine Basis zum selbstständigen Denken und Handeln.

Auch wenn wir den Kindern ein schönes Zuhause auf Zeit verschaffen wollen, bleibt das eigentliche Ziel die gelungene Rückführung in die Herkunftsfamilie. Demnach ist ein weiterer Baustein unserer Arbeit die Elternarbeit. Die Stabilisierung der Rahmenbedingungen des elterlichen Haushalts und die Stärkung der Erziehungskompetenzen in reflektiertem Austausch mit unseren Mitarbeiter*innen soll die Rückführung ermöglichen.